Besten Dank an Henrich-Otto Hannemann für die Kritik des ORFEO-Konzertes am 28.01.2018:
ORFEO eröffnete die Konzertreihe 'Musik in der Klosterkirche' 2018
Das erste Konzert des Jahres, am 10. Februar, präsentierte Claudio Monteverdis ORFEO in einer für Blockflöten, Laute, Barockgitarre und Viola da Gamba arrangierten Fassung. Andreas Düker und sein Ensemble setzten das Werk in gekürzter Form und mit erläuternden Zwischentexten gekonnt um und vermittelten so einen lebhaften Eindruck dieser ersten Oper der europäischen Musikgeschichte.
1607, am Beginn des Übergangs von der Renaissance zum Barock, greift Monteverdi in seiner „Favola in musica“ (Fabel zur Musik) auf einen antiken Stoff zurück, die Geschichte von Orpheus und Eurydike. Sie repräsentiert den Traum von Liebe und ewigem Leben, aber auch das Renaissance-Motiv des tragischen Falls des Helden durch die Macht des Schicksals und menschliche Unzulänglichkeit. Die heiter-bukolische Szenerie vor der Hochzeit wird durch den jähen Tod Eurydikes, verursacht durch einen Schlangenbiss, zerstört. Orpheus möchte dem Schicksal trotzen und seine Geliebte aus der Unterwelt zurückholen. Er scheitert jedoch an einer Bedingung: kein Blick zurück auf dem Weg aus dem Hades - so hat es Pluto, der Gott der Unterwelt, ihm auferlegt. Orpheus versagt, verzweifelt kehrt er ohne seine Braut auf die Erde zurück und wird von Apollo im Himmel mit dem Anblick der Schönheit der Gestirne entschädigt.
Zu seiner Entstehungszeit war ein derartiges Musikstück eine Art Zwischenspiel unter anderen abendlichen Zerstreuungen adliger Gesellschaften. Und Monteverdi setzt mit dem Experiment eines durchkomponierten Musikdramas neue Maßstäbe. Es beginnt der Siegeszug der Oper.
In der mit barocken Instrumenten gestalteten Fassung können Andreas Düker (Theorbe und Barockgitarre), Elke Hardegen-Düker, Angela Hug, Stefanie Lüdecke, Stefan Möhle (Blockflöten verschiedener Stimmlagen) und Laura Frey (Gambe) das Werk fast auf ein kammermusikalisches Maß reduzieren und den zeittypischen Klang herausarbeiten. Die Zwischentexte, von Stefan Möhle sehr klar gesprochen, informieren über die Handlung, bereiten aber auch auf den Charakter der anschließenden musikalischen Stücke vor. So eröffnet eine Toccata die Welt des Orfeo: Flöten erklingen zum Generalbass der Theorbe. Man kann sich danach unschwer den Tanz der Hirten und Nymphen zu den volkstümlichen Melodien vorstellen; schreittanzartige Passagen werden gefolgt von einem intimen Duett von Sopranflöte und Theorbe, dann wieder von ausgelasseneren Passagen; virtuose Läufe auf der Theorbe gehen über in an Glockegeläut erinnernde Motive, die Barockgitarre übernimmt, Flöten gesellen sich hinzu, ebenso die Gambe. So musiziert das Ensemble scheinbar mühelos zusammen mit wechselnd führenden Instrumenten und wechselnden Tempi. Das jähe Ende des Frohsinns nach Eurydikes Tod wird umgesetzt in klagende, abwärts laufende Molltöne, die Überfahrt über den Styx klingt weich und fließend, wie auf einem ruhigen Wasser treibend. Das Totenreich empfängt Orfeo mit getragenen, dunklen Motiven und merkwürdigen Geräuschen. Die Unterwelt ist düster. Dann der „Wendepunkt“ (im wahrsten Sinne des Wortes), an dieser Stelle mimisch-gestisch unterstützt von Stefan Möhle: Orfeo blickt suchend zurück und verwirkt damit Plutos Bedingung. Die Musik, schwermütig und schicksalsergeben, lässt die Todesnacht ahnen. Es folgt die didaktische Quintessenz: „Ewiger Ruhm dem, der sich selbst besiegt.“ Leidenschaft wird bestraft, Tugend belohnt. „Wer unter Schmerzen säet, erntet die Frucht mit allem Gewinn“. Apollo entrückt Orfeo in den Himmel und die Musik reflektiert dies in gemessener Harmonie und der tänzerischen Freude der Flöten.
Das Publikum in der gut besuchten Klosterkirche belohnte die Musiker mit herzlichem Applaus.
12. 02. 2018
ORFEO eröffnete die Konzertreihe 'Musik in der Klosterkirche' 2018
Das erste Konzert des Jahres, am 10. Februar, präsentierte Claudio Monteverdis ORFEO in einer für Blockflöten, Laute, Barockgitarre und Viola da Gamba arrangierten Fassung. Andreas Düker und sein Ensemble setzten das Werk in gekürzter Form und mit erläuternden Zwischentexten gekonnt um und vermittelten so einen lebhaften Eindruck dieser ersten Oper der europäischen Musikgeschichte.
1607, am Beginn des Übergangs von der Renaissance zum Barock, greift Monteverdi in seiner „Favola in musica“ (Fabel zur Musik) auf einen antiken Stoff zurück, die Geschichte von Orpheus und Eurydike. Sie repräsentiert den Traum von Liebe und ewigem Leben, aber auch das Renaissance-Motiv des tragischen Falls des Helden durch die Macht des Schicksals und menschliche Unzulänglichkeit. Die heiter-bukolische Szenerie vor der Hochzeit wird durch den jähen Tod Eurydikes, verursacht durch einen Schlangenbiss, zerstört. Orpheus möchte dem Schicksal trotzen und seine Geliebte aus der Unterwelt zurückholen. Er scheitert jedoch an einer Bedingung: kein Blick zurück auf dem Weg aus dem Hades - so hat es Pluto, der Gott der Unterwelt, ihm auferlegt. Orpheus versagt, verzweifelt kehrt er ohne seine Braut auf die Erde zurück und wird von Apollo im Himmel mit dem Anblick der Schönheit der Gestirne entschädigt.
Zu seiner Entstehungszeit war ein derartiges Musikstück eine Art Zwischenspiel unter anderen abendlichen Zerstreuungen adliger Gesellschaften. Und Monteverdi setzt mit dem Experiment eines durchkomponierten Musikdramas neue Maßstäbe. Es beginnt der Siegeszug der Oper.
In der mit barocken Instrumenten gestalteten Fassung können Andreas Düker (Theorbe und Barockgitarre), Elke Hardegen-Düker, Angela Hug, Stefanie Lüdecke, Stefan Möhle (Blockflöten verschiedener Stimmlagen) und Laura Frey (Gambe) das Werk fast auf ein kammermusikalisches Maß reduzieren und den zeittypischen Klang herausarbeiten. Die Zwischentexte, von Stefan Möhle sehr klar gesprochen, informieren über die Handlung, bereiten aber auch auf den Charakter der anschließenden musikalischen Stücke vor. So eröffnet eine Toccata die Welt des Orfeo: Flöten erklingen zum Generalbass der Theorbe. Man kann sich danach unschwer den Tanz der Hirten und Nymphen zu den volkstümlichen Melodien vorstellen; schreittanzartige Passagen werden gefolgt von einem intimen Duett von Sopranflöte und Theorbe, dann wieder von ausgelasseneren Passagen; virtuose Läufe auf der Theorbe gehen über in an Glockegeläut erinnernde Motive, die Barockgitarre übernimmt, Flöten gesellen sich hinzu, ebenso die Gambe. So musiziert das Ensemble scheinbar mühelos zusammen mit wechselnd führenden Instrumenten und wechselnden Tempi. Das jähe Ende des Frohsinns nach Eurydikes Tod wird umgesetzt in klagende, abwärts laufende Molltöne, die Überfahrt über den Styx klingt weich und fließend, wie auf einem ruhigen Wasser treibend. Das Totenreich empfängt Orfeo mit getragenen, dunklen Motiven und merkwürdigen Geräuschen. Die Unterwelt ist düster. Dann der „Wendepunkt“ (im wahrsten Sinne des Wortes), an dieser Stelle mimisch-gestisch unterstützt von Stefan Möhle: Orfeo blickt suchend zurück und verwirkt damit Plutos Bedingung. Die Musik, schwermütig und schicksalsergeben, lässt die Todesnacht ahnen. Es folgt die didaktische Quintessenz: „Ewiger Ruhm dem, der sich selbst besiegt.“ Leidenschaft wird bestraft, Tugend belohnt. „Wer unter Schmerzen säet, erntet die Frucht mit allem Gewinn“. Apollo entrückt Orfeo in den Himmel und die Musik reflektiert dies in gemessener Harmonie und der tänzerischen Freude der Flöten.
Das Publikum in der gut besuchten Klosterkirche belohnte die Musiker mit herzlichem Applaus.
12. 02. 2018