KULTURKIRCHE

Kulturkirche 2021

Kulturkirche 2021

 „Wie liegt die Welt so wüst“ Coronazeit - Wendezeit
Theologie, Literatur, Kunst und Musik im Spiegel der Pandemie


Die Klosterkirche Nikolausberg ist wieder - zum 2. Mal - Kulturkirche! Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers und die Hanns-Lilje-Stiftung fördern die Kulturarbeit in 12 ausgewählten Kirchen in Niedersachsen. Es geht dabei um den Ausbau der Kulturarbeit und den Aufbau signifikanter Kulturkirchen. Prof. Dr. Christoph Dahling-Sander, der Geschäftsführer der Hanns-Lilje-Stiftung, sagt dazu:


 „Kultur kann Kirche nicht ersetzen, aber Kirche kommt nicht ohne Kultur aus. Kirchliches Leben ist wesensmäßig verbunden mit kulturellen Ausdrucksformen, sei es explizit oder implizit. Kirche und Theologie profitieren für ihren eigenen Auftrag davon, wie insbesondere zeitgenössische Kunst und Kultur Wirklichkeit deuten. Deshalb liegt uns daran, diese Begegnung von Religion und Kultur, insbesondere mit zeitgenössischer Kultur, wahrzunehmen, zu intensivieren und so niveauvoll zu gestalten, dass sie in weite Bereiche der Gesellschaft ausstrahlt.“


Wir freuen uns sehr über die wiederholte Zusage! 2019 war unser Motto FREMD-VERTRAUT, 2021 lautet unser Motto „Wie liegt die Welt so wüst“, frei nach dem Jeremias-Wort „Wie liegt die Stadt so wüst“- so lautet der Beginn der Klagelieder Jeremias in der Übersetzung Martin Luthers.


In Zeiten der Pandemie erleben wir tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen und befinden uns in einer Art Schwebezustand, ohne zu wissen, wie die Welt sich verändern wird. Dieses „Innehalten“ möchten wir künstlerisch und inhaltlich beleuchten mit Vorträgen, Musik und Kunst und theologischen Betrachtungen. Werden wir als Gesellschaft zu einem neuen „Wir“ finden, zu mehr sozialer Verantwortung? Können wir diese neue Verantwortung auch auf unseren gesamten Planeten übertragen, der sich auch an einem dramatischen „Kipp-Punkt“ befindet? Wie lange können wir ohne Kunst und Kultur überleben?


Der Text „Wie liegt die Stadt so wüst“ wurde von Matthias Weckmann im 17. Jahrhundert angesichts des 30-jährigen Krieges vertont und ebenso auch von Rudolf Mauersberger unter den Eindrücken der Zerstörung Dresdens im 2. Weltkrieg komponiert - sie wurde am 4. August 1945 in der ersten Vesper des Dresdner Kreuzchores nach dem Krieg in der ausgebrannten Kreuzkirche uraufgeführt. Beide Werke wollen wir in einem Konzert gen Ende des Jahres - hoffentlich wieder mit „echten“ Zuschauern - aufführen.


Die Klagelieder Jeremias existieren auch in einer besonderen Form, den „Lektionen der Dunkelheit“ (Leçons de ténèbres), in der französischen Barockmusik, meistens für ein oder zwei Gesangsstimmen und Begleitung. Das lateinische Wort „Tenebrae“ bedeutet „Finsternis“. Tenebrae-Lamentationen waren im 17. und 18. Jahrhundert in Frankreich sehr beliebt, und alle Komponisten versuchten sich mit entsprechenden Werken zu profilieren. Durch ihre musikalische Eleganz und reiche Ornamentik hatten die Tenebrae-Lamentationen viele Gemeinsamkeiten mit der französischen Barockoper, und das nicht ohne Grund: Denn zur Zeit Ludwigs des Vierzehnten blieben in der Karwoche die Opernhäuser geschlossen. Weil die verwöhnte höfische Gesellschaft aber auch in diesen Tagen nicht auf musikalische Unterhaltung verzichten wollte, wurden die Aufführungen der Tenebrae-Lamentationen zu opernähnlichen Konzertereignissen. 


Textlich behandeln die Lamentationen die Zerstörung des Tempels in Jerusalem 586 vor Christus. Wir möchten deshalb eine Auswahl der Vertonungen von Couperin und Delalande am jüdischen Gedenktag zur Trauer um die Zerstörung des Tempels in Nikolausberg aufführen (18. Juli). Solistin wird die Kasseler Sopranistin Anna Nesyba sein. Zu diesem Konzert möchten wir auch die Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Göttingen herzlich einladen.


Ein weiterer Programmpunkt wird wieder eine Theateraufführung mit den Stillen Hunden sein. Sie werden, ergänzt um die Schauspielerin Maja Müller-Bula, Shakespeares Richard III. in gewohnt minimalistisch-prägnanter Art aufführen und aktuelle Bezüge herstellen.


Ein zentraler Bestandteil werden in diesem Jahr auch Vorträge sein - neue Fragestellungen an die Gesellschaft und auch an Kirche können nur in einem längeren Prozess formuliert werden. Schnelle Deutungen sind nicht möglich. Die Veranstaltungen und Vorträge fördern eine Suchbewegung.


Arnd Henze, ARD Köln Recherche, ist ein ausgewiesener Kenner der „Gefährdungen der Demokratie“. Er hat als Journalist eine Sprache, die zur Diskussion anleitet.


Die Mitarbeitenden des Soziologischen Instituts Göttingen sind ausgewiesene Fachleute hinsichtlich der Entwicklung unserer Gesellschaft. Sie sind Spezialisten für die „Situation der Arbeitswelt nach Corona“. Sie belegen durch aktuelle Forschung ihre Thesen.


Die Weltliteratur beschäftigt sich mit der Pandemie. Dante sucht eine religiöse Deutung für das Unbegreifliche. Camus in „Die Pest“ sagt: So ist es. Der Literaturwissenschaftler Prof Dr. Fred Lönker wird die Texte aufschließen. Der Mensch will eine Deutung haben. Gibt es sie?


In Zusammenarbeit mit dem Literarischen Zentrum Göttingen suchen wir nach aktuellen AutorInnen, die sich schriftstellerisch mit Corona beschäftigen.


Außerdem ist ein kirchenpädagogisches Projekt mit Schulkindern geplant - täglich werden die Zahlen der Neuinfizierten und der Toten veröffentlicht. Aber das Thema Tod ist nicht auf der Agenda. Der Raum der Klosterkirche ist voller Bezüge zum Thema Tod, sie ist umgeben von einem großen Friedhof. Das kirchenpädagogische Projekt geht mit den Schulkindern auf die Suche zum Thema vor Ort.


Bitte achten Sie auf die aktuellen Ankündigungen-aufgrund der aktuellen Lage kann es immer wieder Verschiebungen oder Verlegungen geben! Trotz allem hoffen wir auf ein anregendes Kulturkirchenjahr!
Quelle: Hanns-Lilje-Stiftung
Wir freuen uns außerordentlich, dass die Nikolausberger Klosterkirche für die Förderung als Kulturkirche 2019 anerkannt wurde!

Herzlichen Dank an die Hanns-Lilje-Stiftung und die Ev.-luth. Landeskirche Hannovers!

Die Förderung bezieht sich auf folgende Projekte:

• die Konzertreihe "Musik in der Klosterkirche"

• ein Theaterprojekt mit den "Stillen Hunden" (Macbeth)

• Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Göttingen

• Zusammenarbeit mit dem Verein Bonveno Göttingen GmbH (Flüchtlingssozialarbeit & Wohnanlagen).

Unser Ziel ist es, den regelmäßigen Besucher*innen der Klosterkirche weiterhin qualitativ hochwertige Konzerte und kulturelle Ereignisse zu bieten sowie auch neue Besucherschichten zu finden: Kinder, Jugendliche sowie auch Kunst- und Theaterinteressierte. Darüber hinaus möchten wir Menschen, die sonst eher wenig Bezug zu kirchlichen Veranstaltungen haben, mit Hilfe der Kunst einen Zugang zu dem besonderen sakralen Raum der Klosterkirche ermöglichen. Außerdem sollen auch die in Göttingen angekommenen Geflüchteten Gelegenheit bekommen, europäischer Kultur in einer besonderen Umgebung zu begegnen, um so vielleicht ein wenig die Fremdheit der neuen Umgebung zu überwinden.

Unter dem übergreifenden Motto "FREMD-VERTRAUT" möchten wir zu neuen Begegnungen anregen!

Unser Gesamtprogramm:

01.02.2019, 20:00 Uhr

Mozart - Beethoven - Strauss

Franziska König - Violine

Iwan König - Klavier

Samstag, 09.03.2019, 18:00 Uhr

Marais - Galli - Telemann - Bach

Ludwig Frankmar - Barockcello

04.05.2019, 20:00 Uhr

Barock meets Folk

Gentle Spirits - CD-Release

Elke Hardegen - Düker

Job Verweijen - Andreas Düker

14.06.2019, 18:00 Uhr

Schütz - Bach - Distler

Vokalwerk Hannover

Martin Kohlmann23.08.2019, 20:00 Uhr

Oriental World Music

Rahalla

Hossam Shaker - Kanun

Justin Ciuche - Violine

Christoph Busse - Piano

Sebastian Hoffman - Bass

Sven von Samson - Schlagzeug

05. - 09.09.2019

5. NIKOLAUSBERGER MUSIKTAGE

Harmonien

400 Jahre Kepler’sche Sphärenmusik

13./20./21.09.2019, 20:00 Uhr

Stille Hunde: Macbeth

Maja Müller-Bula, Stefan Dehler, Christoph Huber, Andreas Düker